Wenn die Industrie aus einer Region abwandert oder – wie der Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet – beendet wird, bleiben ihre Bauten, Paläste der Arbeit und des technischen Fortschritts, zurück. Viele davon fallen der Abrissbirne zum Opfer, doch einiges lohnt, als Denkmal der Industriekultur erhalten zu werden. Weil stillgelegte Anlagen und Bauten nicht mehr regelmäßig gepflegt werden, steht die Denkmalpflege vor der Aufgabe, eine Vielzahl von Industriedenkmälern zu konservieren, ohne ihren historischen Charakter und ihre Alterserscheinungen durch Rost oder Gebrauchsspuren zu zerstören. Die Materialwissenschaftler:innen der THGA rund um Prof. Dr. Michael Prange erforschen seit Jahren transparente Beschichtungssysteme hinsichtlich ihrer Eignung beim Schutz von Stahlkonstruktionen und anderen metallischen Artefakten. Um die dauerhafte Wirksamkeit dieser Beschichtungen künftig differenziert monitoren und rechtzeitig auf eventuelle Schädigungen an den Kulturgütern reagieren zu können, haben die Materialkundler:innen nun die THGAWissenschaftler:innen der Informationstechnik um Prof. Dr. Hubert Welp mit ins Boot geholt. Neue Möglichkeiten finden Bereits jetzt lassen sich transparente Beschichtungen an Metallsubstraten auf ihre Wirksamkeit hin untersuchen und bewerten. Als Standardmethode dient dazu die elektrochemische Impedanzspektroskopie, ein aufwendiges und zeitraubendes Verfahren, das – nach einer Probenentnahme am Objekt – ausschließlich im Labor und durch wissenschaftliches Personal durchgeführt werden kann. Die Aufgabe, die die Wissenschaftler:innen der Materialkunde denen der Informationstechnik gestellt haben, ist eine andere: Es sollen Verfahren gefunden werden, mit deren Hilfe die Beschichtungen im Labor, vor allem aber vor Ort direkt am Objekt gemessen und mehr oder weniger in Echtzeit bewertet werden können – und zwar auch von unkundigem Personal. Weil es sich um transparente und halbtransparente Beschichtungen handelt, kommen nach Aussagen Prof. Welps verschiedene optische Verfahren infrage, wie etwa das Hyperspectral Imaging oder die Infrarotspektoskopie für Laboruntersuchungen. Doch als das aussichtsreichste Verfahren benennt der Wissenschaftler die optische Kohärenztomografie (OCT). Von der Biomedizin zur Materialwissenschaft Prof. Welp forscht seit Jahren an der OCT-Technik, bislang eher im biomedizinischen Bereich, aus welchem auch viele Laien das dreidimensionale Bildgebungsverfahren kennen. In der Augenheilkunde beispielsweiAuch Metalle altern. Um diesen Prozess der Alterung aufzuhalten, gleichzeitig aber die Optik eines Objekts zu erhalten, prüfen die Materialwissenschaftler:innen der THGA transparente Beschichtungssysteme. 51 Elektro-/Informationstechnik und Wirtschaftsingenieurwesen
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