10. Januar 2025. Mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen möchten ein Zeichen setzen und verkünden gemeinschaftlich, ihre Aktivitäten auf der Plattform X (ehemals Twitter) einzustellen. Der Rückzug ist Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs.
„Seit der Übernahme hat sich das ehemalige Netzwerk Twitter stark verändert. Studien und Beobachtungen belegen, dass die Plattform rechtspopulistische Inhalte priorisiert und demokratische Stimmen gezielt benachteiligt“, sagt Hochschulpräsidentin Prof. Susanne Lengyel, „Als Wissenschaftseinrichtung machen wir uns für einen faktenbasierten Diskurs stark. Den sehen wir unter diesen Voraussetzungen auf dem Kanal nicht mehr gegeben. Ein vielfältiges und ausgewogenes Meinungsspektrum ist uns wichtig. Gegen eine Plattform, deren Algorithmen bewusst eine ideologische Agenda fördern, ist selbst der engagierteste faktenbasierte Diskurs nicht durchzusetzen.“
THGA hat eXit bereits am 3. Dezember 2024 vollzogen
Der X-Account der Technischen Hochschule Georg Agricola ruhte bereits seit über einem Jahr, als sie sich im Herbst 2024 entschied auszusteigen. Sie hat diesen Schritt am 3. Dezember 2024 vollzogen. Zeitgleich mit dem Ausstieg hat sich die THGA auf Initiative der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit anderen Wissenschaftseinrichtungen zusammengeschlossen, um nun auch öffentlich über die Gründe zu sprechen.
Die Veränderungen der Plattform X – von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite – machen eine weitere Nutzung für die an der Aktion beteiligten Organisationen unvertretbar. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben. Der Austritt der Institutionen ist zugleich ein Einsatz gegen antidemokratische Kräfte.
Wissenschaft braucht offene und konstruktive Diskussionskultur
Die THGA unterstützt den gemeinsamen Appell und bekräftigt mit dieser Aktion die Bedeutung einer offenen und konstruktiven Diskussionskultur. Diese Entscheidung betrifft ausschließlich die X-Accounts der THGA und nicht ihre Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Im Lichte der jüngsten Ereignisse muss die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen weiterhin aufmerksam beobachten werden.
Über 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungseinrichtungen dabei
Diese Hochschulen zeichnen gemeinsam: Bauhaus-Universität Weimar, Berliner Hochschule für Technik, Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Deutsche Ornithologische Gesellschaft, Deutsche Sporthochschule Köln, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Fachhochschule Dortmund, FernUniversität in Hagen, Freie Universität Berlin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Goethe-Universität Frankfurt, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Hochschule Anhalt, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Hochschule Darmstadt, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, Hochschule für Philosophie München, Hochschule Furtwangen, Hochschule München, Hochschule Neubrandenburg, Hochschule Osnabrück, Hochschule RheinMain, Hochschule Ruhr West, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Vogelforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Justus-Liebig-Gesellschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Kirchliche Hochschule Wuppertal, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Medizinische Universität Innsbruck, Philipps-Universität Marburg, RWTH Aachen, Technische Hochschule Georg Agricola, Technische Hochschule Köln, Technische Universität Braunschweig, Technische Universität Darmstadt, Technische Universität Dresden, Universität Bamberg, Universität Bayreuth, Universität des Saarlandes, Universität der Künste Berlin, Universität Duisburg-Essen, Universität Erfurt, Universität Greifswald, Universität Heidelberg, Universität Innsbruck, Universität Münster, Universität Potsdam, Universität Siegen, Universität Trier, Universität Ulm, Universität Würzburg, Universität zu Lübeck, Westsächsische Hochschule Zwickau
Siehe auch: https://idw-online.de/de/news845520