Wenn das eigene Auto seltsam klingt, die Leistung plötzlich fehlt oder etwas anderes nicht stimmt, dann führt der Weg meist in die Werkstatt; dort soll eine Lösung gefunden werden. Doch das kann dauern. Um diesen Prozess zu beschleunigen, wurde das Projekt Autowerkstatt 4.0 (AW 4.0) ins Leben gerufen. Pauline Kussel und Bastian Kuhle, wissenschaftliche Mitarbeitende im PROLAB Produkt+Produktion der THGA, führten gleich mehrere Messungen und Untersuchungen im Handwerkbildungszentrum Minden durch – mit dem Ziel, weitere Daten und Erkenntnisse für das Projekt zu gewinnen.
Dafür kommt eine sogenannte Break-Out-Box zum Einsatz, mit der sich Fehler in Sensorsignalen identifizieren lassen. So wird eine zielgerichtete Diagnose möglich, Unstimmigkeiten und Abweichungen können passgenau diagnostiziert und defekte Kfz-Teile ausgetauscht werden, wo es notwendig ist – eine wichtige Neuerung. „Die zukünftige Reparatur von Fahrzeugen wird dadurch smart und der Austausch fehlerfreier Teile minimiert“, sagt Bastian Kuhle. Aktuell werden die meisten Reparaturen über On-Board-Diagnosesysteme durchgeführt, die häufig nicht auf die genaue Ursache des Fehlers verweisen, sondern nur die Symptome lokalisieren. Die vom System empfohlenen, aber vielleicht noch intakten Teile werden so trotzdem ausgetauscht – ein Problem mit Blick auf die Nachhaltigkeit. „Um in Zukunft der steigenden Komplexität der verbauten Elektronik und Fahrassistenz-Systeme Herr zu werden, kann künstliche Intelligenz in Werkstätten dabei helfen, Ressourcen zu sparen und die Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit unterstützen“, fasst Kuhle zusammen. Auch die Hybridtechnologie und die wachsende Elektromobilität stellen die Kfz-Fachleute vor neue Herausforderungen, denen sich die AW 4.0 annehmen will. Entsprechend dienen die in Minden gewonnenen Daten dazu, die künstliche Intelligenz zu trainieren und zu verbessern. In Zukunft sollen freie Betriebe befähigt werden, mittels des KI-basierten Diagnoseverfahrens die Reparatur und Wartung der Fahrzeuge schneller, effizienter und ressourcenschonender vorzunehmen.
Bei der Autowerkstatt 4.0 handelt es sich um ein Förderprojekt mehrerer Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft, darunter die THGA und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Das Ziel ist die Errichtung einer deutschlandweiten Plattform für den vertrauenswürdigen Austausch von Fahrzeugdaten. Gleichzeitig soll die Fehlersuche in Autowerkstätten vereinfacht werden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des europäischen Datenökosystems Gaia-X gefördert, von der Bundesnetzagentur betreut und läuft insgesamt drei Jahre.